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Seite 5 - Neues Projekt

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Seite 5

Wieder in der Heile
Das ganze Heile- Heile- Programm wieder von vorne. Wenn Sie (lieber Leser) nun glauben, das habe wohl gereicht, wird Sie die gefallene Natur des Menschen, enttäuschen. Diese innerliche ruhelose Natur findet keinen Frieden. Es ging alles wieder im Wachsaal von vorne los. Entgiftung, Beobachtung, und Ärztliche Betreuung. Zwar ging das diesmal schneller, denn der Drogenkonsum war nicht so lange wie beim ersten mal. Noch im Wachsaal liegend bekam ich heraus, dass gewisse Leute bei starken Krämpfen ein Mittel gespritzt bekamen. Ich täuschte dem Pfleger nun so einen Krampf vor. Das klappte tatsächlich. Ich bekam meinen Schuss gratis und ich muss sagen, das Zeug war nicht übel. Zweimal glückte mir dieses Spiel, ohne dass die etwas merkten. Ich bekam auch Tabletten, die ruhig stimmten. Einmal sah ich auch eine Gelegenheit mir welche zu besorgen. Nun, ich will damit sagen, dass auch der zweite Aufenthalt im Landeskrankenhaus Wehnen schon eine bestimmte Richtung nahm. Ein Gemisch aus unfreiwilligem Entzug und gleichzeitiger Flucht in die Drogen. Der Erfolg war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Das lag mit Sicherheit nicht am Krankenhaus.

Im Tagesraum
Irgendwann nach ca. 6 Monaten kam ich wieder aus dem Wachsaal in den Tagesraum. Eines Tages kam ein Neuzugang nach den üblichen Durchläufen in den Tagesraum. Endlich ein Typ in meinem Alter mit irgendwelchen Problemen. Wir spielten oft Karten, und ich genoss die Abwechslung mit ihm sehr. Da ich einen Gerichtsprozess zu erwarten hatte und durch die gescheiterte Flucht, besondere Vollzugsmaßnamen bekam zog sich mein Aufenthalt im Tagesraum lange hin. Da war mein neuer Leidensfreund schon längst wieder weg. Später hörte ich, dass er sich aufgehängt hatte. Was für ein Drama! Einmal bekamen wir sogar einen Kindesmörder. Es wurde behauptet dass seine Tat sogar in der Zeitung stand. Hier sollte wohl ein Gutachten über ihn erstellt werden. Da der Tagesraum und Wachsaal hoch gesichert waren, konnte das gut zutreffen. Von den Pflegern äußerte sich keiner über ihn. Einige Insassen befragten in nach seiner Tat. Er machte mir den Eindruck, einer Mischung zwischen Kind, Erwachsenen und Teufel zu sein. Ich will darauf nicht weiter eingehen. Hier war ein Ort mit allen möglichen Erscheinungen der gefallenen menschlichen Seele.

Sigi H..
Auch war ein ehemaliger Drogenkumpel Siegfried H.. aus Lemwerder, in dieser Heile. Nur eine Etage tiefer. Jede Etage hat seinen eigenen Oberarzt. Ich kannte Sigi sehr gut und wusste, das er auch zu extrem hohen Dosis neigte. Eine Zeitlang hatten wir sogar in Lemwerder in meiner Bude zusammengewohnt. Eines Nachts wachte ich von Geräuschen auf. Da lag Sigi im Zimmer vor unseren gemeinsamen Drogenvorrat am Boden und schlug wie wild um sich. Er hatte sich einen Schuss gesetzt. Entweder war er auch noch ein Epileptiker oder er hatte sich einen zu hohen Schuss gesetzt. Wie auch immer, er mußte raus aus meiner Wohnung, denn er wurde zu einer Gefahr für mich. Aber hier spazierte er schon auf dem Krankenhausgelände herum. Wie hatte er das bloß geschafft? Der Arzt wusste doch aus welchen Kreisen er kam. Leider kam auch hier ein schlimmes Ende. Nach einiger Zeit wurde er entlassen und ich war immer noch in der Heile im Tagesraum. Wahrscheinlich hatte er wieder so begonnen wie er aufgehört hatte, denn man fand ihn mit einer Spritze im Arm tot auf einer Toilette.

Holger und Habbi
Noch zwei meiner ehemaligen Kumpels waren auch hier im Krankenhaus. Eine gewisse zeitlang müssen das alle das gleiche Grundprogramm durchlaufen nur mit unterschiedlicher Dauer. Aber alle waren wohl irgendwie schlauer als ich. Insgesamt war ich beim zweiten Mal knapp zwei Jahre hier in der Heile und durchlief dabei alle Stationen. Später kam sogar noch eine andere Heile (Bad Rehburg) dazu.

Auf dem Stationsflur
Irgendwann bin ich auf den Stationflur gekommen, deren Haupteingang zur Stationstreppe lag, die ebenfalls verschlossen war. Rechts und links der langen Stationsflure lagen unsere Zwei und Mehrbettzimmer, sowie ein Arzt,-Pfleger-und Aufenthaltsraum. Auf dieser Station gab es auch noch andere Vorzüge. Ein Tagessraum mit Fernseher, ein Besucherraum, Dusch und Behandlungsraume. Unsere Station befand sich auf der dritten und somit letzten Etage in diesem großen Gebäude. Alle Etagen waren nach dem gleichen Muster aufgebaut. Am Ende des langen Flures auf der rechten Seite unserer Etage lag mein Zimmer. Dieses teilte ich mit einem ebenfalls drogenabhängigen Freund. Es war ein sehr helles Zimmer. Zur linken und rechten Seite befanden sich unsere Betten und Schränke. Zum Ende des Raumes in der Wandmitte war ein großes Fenster. Auf dem Stationsflur lernte ich auch noch weitere Mitpatienten kennen. Der eine oder andere erhielt Sonntags auch Besuch im allgemeinen Besucherraum auf unserem Stationsflur. Dadurch wurden auch gelegentlich kleine Mengen an weiche Drogen wie Hasch in das Haus geschmuggelt.
Das war nicht viel, es reichte aber um das Suchtverhalten am Leben zu halten.

Therapien
Im weiteren Verlauf der Behandlung nahm ich an einigen Therapien teil, die Abwechslung in den trüben Alltag brachten. Einige Patienten wählten z. Beispiel die Malstunde, der auch ich beiwohnte. Der Kunstmaler Herr Sach kam seinerzeit regelmäßig in die Psychiatrie und veranstaltete einen Malkurz ein bis zweimal wöchentlich. Aus diesem Kurs wurde dann auch tatsächlich eine Ausstellung in Oldenburg mit dem Titel

Psychisch-Kranke sehen die Welt
Ein Katalog zu einer Bilderausstellung (von psychisch Kranken) im Oldenburger Stadtmuseum von 1974. Verlag Isensee –Oldenburg ISBN 3 920557 14 X


Das Programm des heutigen Tages machte mich hellhörig „Fertig machen für die Malstunde“ rief der Pfleger über den langen Flur. Ich schnappte meine Malutensilien und lief schnell in Richtung Aufenthaltsraum. Es war wieder soweit, endlich Abwechslung, denn die war hier Gold wert! Normalerweise verliefen die Tage immer im gleichen Rhythmus.
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